Wildnis Nordamerika (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. April 2014
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(5/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Extras

(4/6)

TV-Dokumentarserien, 20. Folge: Wildnis Nordamerika

Schaut man auf das Covermotiv des schicken Digipaks im Schuber zur TV-Serie, assoziiert man mit Nordamerika wie üblich zuerst einmal die U.S.A. und damit in besonderem Maße Cowboy- und Westernromantik. Zum nördlichen Teil des amerikanischen Doppelkontinentes gehören im Norden aber noch Kanada, das im Nordwesten liegende Alaska sowie im Süden das sich unterhalb von Mexiko anschließende Zentralamerika hinzu, welches die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika ist. Mit einer Fläche von rund 25 Mio km ist es der drittgrößte Kontinent unseres Planeten. Entsprechend vielfältig und abwechslungsreich, ja auch die Extreme auslotend gestalten sich sowohl das Klima als auch die Landschaften. Neben den arktischen Regionen im Norden tendiert das Klima im Süden bis ins Tropische, wobei die topographische Situation des Kontinents eine mitentscheidende Bedeutung besitzt. So sorgen die den Kontinent mit den Rocky Mountains entlang der Westküste und den Appalachen an der Ostküste südwärts trichterförmig begrenzenden Gebirge im Zusammenwirken mit dem Pazifik im Westen, dem Atlantik im Osten sowie dem Karibischen Meer bzw. dem Golf von Mexiko im Süden für saisonal auftretende extreme Wetterereignisse, wie die im Herbst regelmäßig die internationalen Nachrichten dominierenden gewaltigen Hurrikans.

Häufiger wird den Dokus von Discovery-Channel attestiert, dass sie, ähnlich wie die IMAX-Dokus, eher auf das rein Bildhafte und damit betonter auf die Wirkung einer spektakulären „Show“ denn auf die Vermittlung von Inhalten angelegt seien. Davon kann im vorliegenden Fall keinesfalls die Rede sein. Möglicherweise liegt es an der Konstellation einer Co-Produktion mit dem WDR, dass diese Doku-Reihe den hohen Standards der europäischen Topliga verpflichtet bleibt und damit deutlich mehr als nur schöne Bilder zu bieten hat. Vielmehr erhält man einen zwar zwangsläufig grob gerasterten, aber insgesamt doch sehr guten Überblick über Flora und Fauna der verschiedenen Regionen. Vom in Alaska gelegenen höchsten Gipfel, dem Mount McKinley, der als einer der klimatisch extremsten Berge der Erde gilt, über das am tiefsten Punkt des Erdteils gelegene, berüchtigte „Tal des Todes“ bis zum am südlichen Ende befindlichen, flächenmäßig relativ kleinen Zentralamerika, spannt sich das überaus vielschichtige Panorama abwechslungsreicher Schauplätze.

Aufgewartet wird mit dem Besten und Spektakulärsten aus insgesamt rund zwei Jahren Drehzeit, aufgenommen an 250 verschiedenen Orten, wobei rund 1000 Stunden Material ausgewertet worden sind. Eingestreut sind gut gemachte Animationen, die sowohl dabei behilflich sind, das Gezeigte besser räumlich zu verorten, als auch, Zusammenhänge anschaulich darzustellen. Alles ist äußerst professionell montiert und auch in den deutschen Episoden erhält man nicht den Eindruck, das geschnitten wurde. Neben Landschaften von zum Teil atemberaubender Wild- und Schönheit gibt es dazu jeweils auch sensationelle Aufnahmen ihrer tierischen Bewohner zu sehen, etwa vom auch bei uns beheimateten Wanderfalken. Dieser legt auf der Jagd spektakuläre Sturzflüge hin, bei denen er mit bis zu 320 km/h Geschwindigkeit das schnellste Tier der Erde ist. Mindestens ebenso verblüffend ist es mit anzusehen, wie dieser zu nahe ans Nest fliegende, als Bedrohung für die Brut empfundene, erheblich größere Pelikane mutig attackiert und diese mit gezielten Schnabelhieben gegen den Kopf zum Abstürzen bringen kann. Wohl kaum zuvor hat man Gelegenheit bekommen, das alljährlich im Frühling im kanadischen Manitoba stattfindende einzigartige Massenrendezvous von ca. 30.000 Strumpfbandnattern beobachten zu können. Drollig anzuschauen ist, wie der in den Bergen der Sierra Nevada in Kalifornien beheimatete und bevorzugt in Familien-Clans auftretende Eichelspecht massenweise Eicheln als Wintervorrat in zuvor in die Bäume gehämmerten Löchern durch „einhämmern“ lagert und anschließend einen Vorrat von bis zu 50.000 Eicheln pro Stamm vor Räubern, etwa stibitzenden Eichörnchen, verteidigt.

In Florida wird mit Alligatoren geschwommen, und an der Küste kommen dem Golfstrom gen Norden folgende Rudel von Haien den ganzjährig hochfrequentierten Badestränden um Palm Beach gefährlich nahe. Hier gibt es nur wenige hundert Meter vor Maimi Beach vorbeiziehende Haischwärme zu sehen. Zwar wird eindrucksvoll belegt, dass die Spinnerhaie selbst wiederum den Kollegen von der Hammerhaifraktion als Beute dienen, klar wird aber auch, warum Florida als Rekordhalter für Hai-Unfälle mit Badenden gilt. Grandios ist es mit anzusehen, wie Buckelwale vor Alaska im Team Heringsschwärme zusammentreiben, diese mit Hilfe eines Rings aus Luftblasen quasi einschließen und in Panik an die Oberfläche treiben. Nun müssen die Wale nur mehr mit offenem Maul auftauchen, um ihr Herings-Schlaraffenland zu genießen. Weniger spektakulär aber trotzdem bemerkenswert ist dagegen, wie sich ein Kapuzineraffe im Regenwald im zentralamerikanischen Belize sein Fell durch Einreiben mit den Blättern der Pfefferpflanze vor dem Befall mit lästigen Untermietern schützt. Dort befindet sich aber nicht nur der größte zusammenhängende Rest des tropischen Regenwaldes, sondern auch das (neben dem Great Barrier Reef) zweitgrößte Korallenriff der Welt.

Im Making-of (s.u.) wird gezeigt, wie mit Hilfe des Erschütterungen perfekt ausgleichenden und Cineflex-HD-Kamerasystems – siehe auch Deutschland von oben – spektakuläre Bilder vom Wüten von Hurrikan Irene im Jahr 2011 an der Küste von North-Carolina entstanden. Das Cineflex-System ermöglichte darüber hinaus weitere perfekt aussehende Sequenzen, etwa eine aus der Luft gefilmte Jagdszene eines Wolfsrudels in der Prärie.

Die Präsentation auf Blu-ray-Disc

Eine weitere Naturdokumentation zeigt sich produktionstechnisch von bester Seite. Insbesondere von Blu-ray präsentiert sie ihre eindrucksvollen Bilder überwiegend in sehr guter bis Top-Qualität. Nur einzelne kurze Einschübe erscheinen deutlich softer und weniger detailliert. Die im Übrigen vorherrschende eindrucksvolle Schärfentiefe und Klarheit der Bilder sorgt für Plastizität und das sorgt im Gezeigten für Brillanz.

Die zugehörige Tonkulisse aus Kommentator, Geräuschen und musikalischer Untermalung ist im Vergleich zum Blockbuster-Kino dezenter angelegt. Sie kommt in DTS HD MA 5.1 (in Deutsch und Englisch) jedoch durchaus satt und raumfüllend zur Geltung. Die in Teilen schon etwas aufdringliche, betont poppig-rhythmische Musikuntermalung ist hingegen Geschmacksache.

Diese Doku-Reihe beinhaltet im englischen Original 7 Teile, wobei jeweils rund 60 min. Dauer angegeben sind. Die deutsche, im Ersten gezeigte TV-Version präsentierte daraus eine auf vier knapp 45-minütige Episoden komprimierte Fassung. Im Polyband-DVD-Set findet sich darüber hinaus (als Episode Nr. 3) exklusiv eine weitere, im TV bisher nicht gezeigte Episode „Die Macht der Berge“. Warum diese keineswegs blassere Folge bislang nicht im deutschen Fernsehen zu sehen war, bleibt ein Geheimnis der hiesigen Programmgestalter.

Als zusätzliche Boni befinden sich noch zwei weitere Features im Set, im englischem Originalton und deutsch untertitelt. Davon ist das einige Einblicke in die Produktion vermittelnde Making-of am interessantesten. Das Top-Ten-Special ist offenbar sogar die originale siebte US-Folge, „North America: Top 10“. Diese wirkt ein wenig, wie ein Reiseprospekt für Extremsportler. Hierbei handelt es sich nämlich um eine anhand von Zuschauerstimmen ermittelte „Top-Ten“-Liste der in den Folgen davor gezeigten Schauplätze, wobei der Grand Canyon National Park in Arizona den Spitzenplatz belegt.

Interessanterweise umfassen die Original-Episode wie auch das Making of, analog den deutschen Episoden, jeweils nur rund 43 Minuten. In beiden Originalen bemerkt man übrigens eindeutig die Stellen, an denen für Werbeeinschübe abgeblendet wird. Da könnte man direkt annehmen, dass bei der Angabe von 60 Minuten Lauflänge pro Folge die Werbung mit eingerechnet worden ist und daraus folgern, dass man mit dem schicken Polyband-Set im Schuber praktisch doch die substanziell komplette Serie erhält, oder?

Fazit:

Wildes Nordamerika koproduziert von Discovery-Channel und dem WDR ist ein so bildgewaltiger wie lehrreicher und damit sehr informativer Übersichtsprospekt über die Natur des Nordamerikanischen Kontinents. Beim Anschauen der fünf Episoden des BD-Sets von Polyband kommt nicht nur keine Langeweile auf. Die Zeit vergeht vielmehr wie im Fluge, da eine interessante Impression die nächste jagt. Das alles in überwiegend brillanter Bild- und ebenso überzeugender Tonqualität.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Erschienen:
2014
Vertrieb:
Polyband
Kennung:
36209-6
Zusatzinformationen:
2 BD-Set

Weitere interessante Beiträge:

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten

Valerian – Die Stadt der tausend Planeten

Old Shatterhand

Old Shatterhand

Donald im Wandel der Zeit

Donald im Wandel der Zeit

1492 – Die Eroberung des Paradieses

1492 – Die Eroberung des Paradieses

Cinemusic.de